SIZILIEN | SICILIA

Sizilien ist mit 25.426 km² die größte Insel im Mittelmeer. Sie liegt an der „Stiefelspitze“ Italiens. Die Insel hat eine gebirgige Struktur, mit dem das Bild von Sizilien prägenden Vulkan Ätna. Er ist mit 3345 m der höchste Berg der Insel und zugleich der größte und aktivste Vulkan Europas ist. Der Süden Siziliens ist eine aufgrund der sich reibenden afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatte eine Erdbebenzone. Der östliche Teil gehört zu der vom Ätna geprägten vulkanischen Zone, die bis Malta reicht. Sizilien war ursprünglich von Wald bedeckt, der im Lauf der Jahrhunderte abgeholzt wurde. Auf Sizilien herrscht mediterranes Klima mit heißem, trockenem Sommer und mildem, feuchtem Winter. Die größten Städte sind Palermo, die Hauptstadt der autonomen Region Sizilien, sowie Catania, Messina und Syrakus.

Die ältesten Siedlungsspuren auf Sizilien reichen bis 35000 v. Chr. zurück, ab etwa 7000 v. Chr. wird von der Einwanderung fremder Völker nach Sizilien ausgegangen. Dieses Phänomen prägte in den folgenden Jahrhunderten die Entwicklung bzw. Geschichte Siziliens. Griechische Autoren der Antike beschrieben für die archaische, vorgriechische Zeit um 1200 v. Chr. drei verschiedene einheimische Bevölkerungsgruppen (Sikeler, Sikaner, Elymer, siehe Abbildung), die in jeweils voneinander unabhängigen Gebieten siedelten. Um 1000 v. Chr. errichteten die Phönizier auf Sizilien an der wichtigen Verkehrsroute nach Spanien ihre ersten Handelsniederlassungen. Ab etwa 800 v. Chr. begann die zeitliche Phase der Kolonialisierung durch Phönizier, vornehmlich von der phönizischen Kolonie Karthago aus. Eine bedeutende phönizische Stadt auf Sizilien war Palermo. Etwas später gründeten Griechen, die u. a. von den Inseln Naxos, Euböa und Rhodos sowie aus Korinth kamen, ihre Kolonien auf Sizilien, die wiederum im 7./ 6. Jhd. Tochterkolonien gründeten. Durch diesen Prozess der Kolonialisierung wurde Sizilien ein Teil Großgriechenlands. Sizilien war das Hauptgebiet der „Magna Graecia“. Die einflussreichste griechische Stadt auf der Insel war Syrakus. Die Epoche der „Magna Graecia“ war für Sizilien auch die Zeit der Tyrannenherrschaft (Tyrannis).

Infolge der Koloniegründungen durch die Griechen kam es zu Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung. Zugleich gab es kriegerische Auseinandersetzungen mit den karthagischen Kolonien. Im Jahr 480 v. Chr. wurden die Karthagern besiegt, die sich daraufhin in den Westteil der Insel zurückziehen mussten (Region um Palermo). Nach diesen Entwicklungen kam es zu einer Blütezeit griechischer Kultur, Lebensweise und Wissenschaft auf Sizilien, die nachhaltige Spuren hinterlassen hat. In dieser Zeit entstanden auch sehr viele der bis heute imposanten griechischen Tempel. Vom äußeren Erscheinungsbild her gehören sie zu den eindrucksvollsten Tempelanlagen der antiken griechischen Welt. Das 6. bis 4. . v. Chr. war für Sizilien die Zeit der Tyrannenherrschaft (Tyrannis). Die Herrschaft der Tyrannen in griechischen Stadtstaaten (Polis) – ab 570 v. Chr. bis zur Zeit des Hellenismus – war eine Herrschaftsform der griechischen Antike. Ihrem Wesen nach war die Tyrannis eine Gewaltherrschaft, ein auf Gewalt gegenüber der Bevölkerung gegründeter Machtbesitz, der von kriegerischen Handlungen zur Land- und Machterweiterung, der von den Tyrannen regierten Städte, geprägt war. Vor diesem Hintergrund kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen der Tyrannen untereinander, in die auch die Festlands-Stadtstaaten Athen und Sparta verstrickt waren. Zugleich war die Herrschaft der Tyrannen eine Phase intensiver Bautätigkeit, in der insbesondere im 5. Jhd. v. Chr. die großartigen klassisch-griechischen Tempel, aber auch andere öffentliche Gebäude (u. a. Theater, Buleuterion‘s) sowie ausgedehnte Schutz- und Befestigungsanlagen in und um die Poleis entstanden. Vor allem die Tempelanlagen waren der Machtdemonstration der jeweiligen Tyrannen geschuldet war. Selbstredend spielten sie auch für die, den jeweiligen Göttern geweihten, Kulthandlungen eine gewichtige Rolle.

(Die meisten griechischen Tempel Siziliens sind dorische Ringhallentempel (Peripteros bzw. Pseudoperipteros) sowie einzelne Antentemel (mit Tempelwand). Im Inneren sind der Naos mit der Cella von Säulen umgeben, die das Gebälk und das Dach tragen. Für die meisten Tempel wurde als Baumaterial Kalkstein verwendet, der mit einer Stuckschicht verkleidet wurde, damit ein marmorartiges Aussehen des Tempels gegeben war. Die Tempel der Magna Graecia waren zumeist auf ihrer östlichen Schmalseite mit einer Freitreppe und einem Opferaltar versehen. In der Regel verfügten die klassischen griechischen Tempel über eine Säulenhalle mit 6 mal 13 Säulen, auf Sizilien mitunter 6 mal 14/15 Säulen und waren demzufolge langgesteckter.

Am Ausgang des 5. Jhd. v. Chr. gewannen die Karthager zeitweilig wieder die Oberhand, Sie zerstörten einige bedeutende griechische Städte. Der Konflikt zwischen Rom und Karthago um das militärstrategisch wichtige Messina an der gleichnamigen Straße / Meerenge führte zum 1. Punischen Krieg (264 -241 v. Chr.), der die Besetzung Siziliens durch die Römer nach deren Sieg über Karthago im Jahr 241 zur Folge hatte. Das ehemals karthagische Westsizilien wurde durch Anwendung römischen Rechts zur ersten Provinz des Römischen Reiches.  Syrakus blieb zunächst formal eigenständig und unabhängig als Bündnispartner Roms. Im 2. Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) verbündete sich die Stadt mit Karthago. 212 v. Chr. eroberten die Römer Karthago und damit ganz Sizilien. das so in Gänze zur römischen Provinz wurde. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Landwirtschaft der Insel zu einem bedeutenden Getreidelieferanten für die beständig wachsende Hauptstadt Rom.

Im 2. Jhd. v. Chr. kam es wegen extrem schlechter Lebensbedingungen für die zumeist griechischen Sklaven zu Aufständen gegen die römische Obrigkeit. Sizilien war um 36 v. Chr. – zum Ende der römischen Republik – Schauplatz der Machtkämpfe zwischen Pompeius und Octavian, dem späteren Kaiser Augustus. Augustus war der erste römische Kaiser; er regierte von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Er veränderte als Kaiser mit der Reform des römischen Staatswesens auch die Ordnung der Provinzen des Reiches. was auch Sizilien betraf. Es kam u. a. zur Etablierung mehrerer Veteranenkolonien auf der Insel. Im 2. Jhd. n. Chr. erhielten die auf Sizilien geborenen Einwohner das Römische Bürgerrecht mit seinen Pflichten und Privilegien. Kennzeichnend für die römische Epoche ist, dass die Römer keine eigenen Tempel errichteten, sondern einige der zerstörten Tempel wiederaufbauten, um sie dann den eigenen Göttern zu widmen.

In der Spätantike hatten sich die römische Kultur und Lebensweise, die römische Sozialstruktur und Wirtschaftsweise durchgesetzt und die vormals griechische Ordnung bzw. Dominanz weitgehend verdrängt. Die römische Kaiserzeit war für Sizilien offenkundig eine prosperierende, relativ ruhige Entwicklungsetappe. Prächtige Bauten in Gestalt von Villenanlagen (z. B. Villa Romana del Casale / Villa Piazza Armerina) zeugen davon, dass die Insel bis ins 4. Jhd. n. Chr. wohlhabend war. Nach dem Niedergang des weströmischen Reiches im ausgehenden 5. Jhd. n. Chr. herrschten auf Sizilien nacheinander die Vandalen und Ostgoten, bis die Insel im 6. Jhd. n. Chr. Teil des oströmisch-byzantinischen Reiches wurde. Wirtschaftlich wurden Siziliens Küstenstädte zu wichtigen, erfolgreich agierenden Handelsorten im westlichen Mittelmeerraum. 

Im 9. Jahrhundert begann die muslimische Herrschaft über Sizilien, die 250 Jahre andauerte. Es folgte die Herrschaft von Arabern. Im weiteren geschichtlichen Verlauf war auch Sizilien von den wechselnden Herrschaftsverhältnissen im Mittelmeerraum betroffen. Die nachfolgenden Fotos zu den besuchten antiken Stätten auf Sizilien entstanden auf Reisen in den Jahren 1996, 1999 und 2019. Agrigent, Catania, Messina, Palermo, Villa Romana del Casale (Villa Piazza Armerina), Segesta, Selinunt, Tarormina, Syrakus. (Leider ist die Ausbeute an Fotos von den Stätten in Agrigent, Selinunt und Villa Romana del Casale wegen eines Defekts der Speicherkarte nur gering – z. T. gescannte Papierfotos). Wikipedia Beiträge zu: SIZILIEN, AGRIGENT/AKRAGAS, CATANIA/KATANE, MESSINA, PALERMO/PANOMOROS, VILLA ROMANA DEL CASALE (VILLA PIAZZA AMERINA), SEGESTA/AIGESTA, SELINUNT/SELINUS, TAORMINA, SYRAKUS/SYRAKUSA umd TYRANNIS

Quellen: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, C. Braun, S. 162-165 / DUMONT Reisehandbuch Süditalien, J. Christoph, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.Auflage 2017, S..133-136 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 553/554, / Sizilien, Baedeckers Allianz Reiseführer, Verlag Karl Baedecker GmbH, 2. Auflage 1992, O. Gärtner/A.Schliebitz, S.25 – 28, 70 – 75 (Zitatensammlung Sizilien) / Sizilien, Reiseführer und Straßenkarte, Regione Sicilia @Insstituto Geografico De Agostini, Novara 1997, M Carporlingua, S. 18 – 25 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 20, 290, 440, 541f., 543, 553f. 579, 584, 619,634 – Bildnachweise: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/88/Magna_Graecia_ancient_colonies_and_dialects-de.svg / https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a6/Provinces_of_Sicily_map.png / https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Maps_of_ancient_Sicily?uselang=de#/media/File: Sicily_prehellenic_topographic_map.svg