KOS STADT | WESTLICHE AUSGRABUNGEN

Die „westlichen Grabungen“ sind geprägt durch zwei, sie durchquerende Hauptachsen, die für antike Stadtanlagen charakteristisch waren. Der Decumanus maximus (hier: 10,5 m breit, Ost-West-Verlauf) war die eine Hauptachse. Sie wurde von einer zweiten Hauptachse, dem Cardo maximus (etwa 6 m breit, Nord-Süd-Verlauf), in einem Winkel von 90° gekreuzt. Der Kreuzpunkt dieser Hauptachsen war jeweils das Zentrum der Stadt, so auch in Kos. Die beiden Hauptachsen (Hauptstraßen) bildeten die Grundorientierung für die schachbrettartige Anlage der Stadt (Stadtplan). Es ist das hippodamische Modell einer Stadtanlage, das an der antiken Stadt Kos bis heute erkennbar ist. Dieses Straßensystem von Kos wurde in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. angelegt.

Parallel zum Verlauf des Decumanus liegen von Ost nach West die Ruinen des „Europa-Komplexes“, das „Haus der Gladiatoren“ und das „Haus der Europa“. Ihre Namen tragen die Gebäudefragmente bzw. deren Schutzdächer wegen der in ihnen vorhandenen Mosaike, z. B. mit Gladiatorenmotiven. Zwischen den Schutzdächern liegen die Reste eines Bades mit Latrinen. An den Wänden sind Malereien zu erkennen, u. a. das Bild vom Postboten mit Inschrift. Auf der einen Seite des Cardo, parallel zu seinen Verlauf befindet sich der „Gymnasium-Komplex“ (siehe Lageskizze) mit der Palästra des Gymnasiums und der Laufbahn Xystos („Abschabestraße“). Die Säulenhallen der Palästra wurden von 81 Säulen getragen, von denen 17 wiederaufgerichtet sind. Hier liegen auch die Ruinen der östlichen Thermen. In dem Areal befindet sich ebenfalls die Überdachung für das Fußboden-Mosaik „Urteil des Paris“. Auf der anderen Seite des Cardo steht das Nympheum aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. – leider nicht zugänglich.

Das „Grabungsgebiet Odeon“ an der Grigoriou-Straße“ (siehe Lageskizze), verläuft parallel zum Decumanus, auf dessen südlichen Seite. Hier können weitere antike Denkmale erkundet werden. Zunächst das theaterähnliche Odeon mit 750 Sitzplätzen. Daneben befindet sich die restaurierte zweistöckige römische Villa (Casa Romana) mit ihren drei – als Peristylhöfe gestalteten – Atrien, die den anliegenden Räumen Licht spendeten. Fußboden-Mosaike, Wandmalereien und Skulpturen schmückten die Räume; auch ein Wasserbassin war vorhanden. Besonders eindrucksvoll wirkt ein, einer Skulptur ähnliches Gebilde aus grobkörnigem Marmor, wahrscheinlich aus der römischen Kaiserzeit. Es handelt sich dabei um einen gut erhaltenen einbeinigen Tisch mit einer rechteckigen Platte. Getragen wird diese Platte von der Figur eines Hybridwesens mit dem Kopf und einem Bein eines Löwen. Diese luxuriöse römische Villa, ihre ansprechende Architektur, wie auch ihre üppige künstlerische Ausstattung lassen, in Verbindung mit den sich daneben befindlichen Thermen, den Lebensstil der freien und wohlhabenden Bürger in Kos erahnen. Kultischen Zwecken diente in diesem Grabungsfeld wohl der Altar des Dionysos.

Quellen: siehe vorn, unter Information/Kos Stadt – Bildnachweise:

 

LAGE UND ANFAHRT: