MILET
Um das Jahr 1053 v. Chr. erfolgte die Neugründung durch ionisch-griechische Kolonisten. Ab dem 8. Jhd. v. Chr. entwickelte sich Milet infolge seiner begünstigten Lage am Golf von Milet zu einem großen Umschlaghafen bzw. Handelsplatz und wurde im 7./ 6. Jhd. v. Chr. zu einer bedeutenden griechischen Stadt (Poleis) mit der Seeherrschaft über die Ägäis. Das 6. Jhd. v. Chr. war für Milet und andere Städte geprägt durch das Regime der Perser, die im Jahr 479 v. Chr. Milet als Vergeltung für Aufstände der einheimischen ionischen Griechen zerstörten. Das Datum markiert den Beginn der Perserkriege in Kleinasien. Der Wiederaufbau Milets erfolgte nach 479. v. Chr. nach dem hippodamischen Schema (rasterförmige Anlage der Straßen). Der bedeutende griechische Architekt und Stadtbaumeister Hippodamos war ein Sohn der Stadt Milet. Milet wurde in dieser Zeit Mitglied im delisch-attischen Seebund – unter Athens Führung – im Kampf gegen den machtpolitischen Konkurrenten Sparta. Milet löst sich 412 v. Chr. während des Peloponnesischen Krieges aus diesem Bund und trat an die Seite Spartas. Das 4. Jhd. v. Chr. ist erneut die Zeit persischer Herrschaft unter dem Satrapen Mausollos von Halikanassos. Diese Periode fand 334 v. Chr. durch A. d. G. ihr Ende. Da sich Milet gegenüber A. d. G. ablehnend verhielt, wurde es von ihm geschlagen. Daraufhin verlor die Stadt ihren bis dahin herausgehobenen politischen Status an das benachbarte Ephesos. Zugleich förderte A. d. G. den Wiederaufbau Milets.
In hellenistischer Zeit konnte sich Milet zwischen den verschiedenen Mächten, die in Kleinasien herrschten, behaupten, wobei es auch für Milet durch die Diadochen-Kriege der Nachfolger A. d. G. eine sehr unruhige Phase seiner Existenz war. Begleitet wurde diese durch die Überfälle der Nachbarn und durch die kriegerischen Handlungen des Makedonen-Königs Mithridates. 133 v. Chr. wurde die Stadt zusammen mit dem Königreich Pergamon, das der amtierende pergamenische König an die Römer verschenkt hatte, Teil der römischen Provinz Asia. Die römische Kaiserzeit war für Milet eine gute Zeit, wovon u. a. eine intensive Bautätigkeit zeugt. Dennoch konnte Milet seine ursprüngliche Bedeutung nicht wiedererlangen, da die Römer Ephesos zur Provinzhauptstadt erkoren hatten. Die Stadt erhielt nicht den kaiserlichen Rang einer „Metropolis“ bzw. „Mutterstadt“. Es verlieh sich selbst den Titel „Metropolis Ioniens“.
Milet war vor und nach dem Zeiten-Umbruch durch das Wirken des Apostel Paulus eingebettet in die Entwicklung des (Ur-)Christentums. Er hatte auf seiner 3. Missionsreise (50 n. Chr.) die urchristliche Gemeinde in Milet besucht und dort seine Lehre von der Kreuzigung und Auferstehung des Jesu Christi verkündet. In der byzantinischen Epoche gab es für Milet gute Entwicklungsmomente. Die Erneuerung des Marktores um das Jahr 538 n. Chr. lässt darauf schließen, dass es zu dieser Zeit noch eine rege Besiedlung gegeben hat. Ab dem Ende des 6. Jhd. und im 7. Jhd. n. Chr. setzte durch Kriege und Seuchen (Feuchtgebiet) ein deutlicher Bevölkerungsschwund ein. Im Mittelalter wurde oberhalb des Theaters eine Festung errichtet.
„Milet hatte in der Antike eine große Bedeutung für Kultur und Wissenschaft. Die Stadt gilt als Geburtsstätte des rationalen Denkens und der Philosophie im antiken Griechenland. Durch die ionischen Naturphilosophen Thales, Anaximander und Anaximenes (Hippodamos, siehe vorn) wurde Milet im 6. Jahrhundert v. Chr. unter dem Begriff „die Schule von Milet“ als Geburtsstätte der Wissenschaft bekannt. Thales löste sich als erster griechischer Denker von der mythologisch geprägten Weltsicht der Dinge und begann, nach … dem Ursprung allen Seins, zu suchen. Anaximander und Anaximenes waren Schüler des Thales und ähnlich bedeutend, zum Beispiel war in dem weitläufigen Ruinen-Areal von Milet sind das griechisch-römische Theater, die Faustina-Thermen und Teile der Agoren sehenswert. Leider steht das wunderbare Markttor nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz in Milet, sondern im Pergamon-Museum zu Berlin. Die nachfolgenden Fotos entstanden auf einer Gruppenreise 2012 und einer individuell geführten Reise 2022. Artikel bei Wikipedia zu: MILET und IONIEN
Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 43, 128, 163, 180, 189-193, 230, 231, 273, 275, 375, 380, 424, 433, 441, 523. 530, 548, 552 / Kleinasien 3, Jenseits des Mäander Karien mit dem Vilayet Mugla, Verlag W. Kohlhammer GmbH, 2. Auflage 1985, G.E. Bean (Übersetzung: J. Wiesner / U. Pause-Dreyer), S. 19f., 27, 53, 74,110ff. 129, 140 – Anmerkungen zu Mausollos, S. 24, 92, 98, 182, 222 – Anmerkungen zu Mithridates) / Du mont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke (V. Ohl & W. Dorn), S. 250-251 // Antike, Metzler Lexikon, Verlag J: B: Metzler, 2. Auflage, 2006, S., 249, Bildnachweise: https://de.wikipedia.org/wiki/Milet#/media/Datei:Markttor_von_Milet.jpg / https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/46/Miletos_Bouleute rion.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c6/Miletus_Nymphaeum_4546_01.jpg
LAGE UND ANFAHRT: