TERMESSOS
Termessos war als antike Stadt eine Bergfestung, in etwa 1000 m Höhe, unterhalb des „heiligen“ Berges Solymon (heute: Güllük Dagi)). Sie lag in der antiken Region Pisidien in (Kleinasien) im Süden der heutigen Türkei, ca. 30 km nördlich von Antalya. In der griechischen Mythologie gilt der Heros Bellerophon als Gründer der Siedlung. In Lykien wird er verehrt, weil er auf seinem Pferd Pegasos reitend, das schreckliche Ungeheuer Chimaira (eine Chimäre) töte. Nach dieser Heldentat wurde er durch den lykischen König beauftragt, die kriegerischen Solymer (Einwohner von Termessos) zu unterwerfen, was ihm nach mythologischer Erzählung gelang. Später war er König von Lykien. Der Mythos von den kriegerischen Solymern blieb ihnen in der realen Welt erhalten.
Erstmals wird Termessos in der Ilias des Homer erwähnt und die Bewohner als streitbar und kämpferisch beschrieben. Das soll sich darin gezeigt haben, dass die Perser um 500 v. Chr. bei ihren Feldzügen im Südwesten Kleinasiens, der Stadt Termessos’ wegen ihrer Wehrhaftigkeit relative Autonomie gewähren mussten. Die Bewohner wurden „kriegerische Solymer“, nach dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Berg Solymos. genannt. A. d. G. belagerte Termessos 334/333 v. Chr. vergeblich. In der Literatur wird er mit dem Satz zitiert: „Ich lasse meine Armee nicht vor einem Adlernest dezimieren.“ Hier hatte sich der Ruf als uneinnehmbarer Ort erneut bestätigt, Termessos erlangte durch sein Image als uneinnehmbare Bergfestung in der Geschichtsschreibung wiederholt Aufmerksamkeit als Durchgangs- bzw. Zufluchtsort für Besiegte, Abtrünnige oder Verfolgte, unter anderem in der Zeit der Auseinandersetzungen der Nachfolger A. d. G. (Diadochen) um die Auf- bzw. Verteilung der politischen und wirtschaftlichen Macht auf dem Balkan, in Kleinasien und im vorderen Orient.
Ein kleiner Exkurs zur Aufhellung der Situation im auseinanderbrechenden Alexanderrreich: Die Diadochen waren Feldherren von A. d. G. bzw. deren Söhne (auch Epigonen genannt), die sich nach dessen Tod 323 v. Chr. in sechs sogenannten Diadochenkriegen bekämpften, mit denen sie Unruhe, Unheil und großes menschliches Leid über diese Region brachten. Danach hatte sich ein Staatensystem herausgebildet das bis zum einsetzenden Herrschaftsanspruch der Römer in Kleinasien im 2. Jhd. v. Chr. existierte. Es waren die hellenistischen Reiche der Seleukiden, der Antigoniden, der Attaliden und der Ptolemäer. Dieses entstandene Machtgebilde war über 250 Jahre lang der politische Rahmen für die Entwicklung des Hellenismus. seiner Kultur und Lebensweise in der hellenistischen Welt.
Zu den genannten Diadochen zählte auch der Feldherr und enge Vertraute von A. d. G. Peridikkas. Auf dem Sterbebett soll Alexander ihn zu seinem Nachfolger als Regent über das unter seiner genialen Führung geschaffene Reich (als „Reichsverweser“) bestimmt haben. Peridikkas galt bzw. gilt als Repräsentant der „Reichseinheit“.und kämpfte in den Diadochenkriegen für diese Einheit. Das brachte ihm die Gegnerschaft anderer, mächtiger Diadochen ein, darunter Antigonos, Antipater, (Eumenes/Attalos), Lysimachos, Ptolemäus. Gegen Ptolemäus führte er um 321/320 v. Chr. Krieg, mit dem Ziel der „Rückholung“ Agyptens ins Reich. Wegen der Fehlschläge in den von ihm geführten Kriegen wurde er 320 v. Chr. von seinen eigenen Offizieren ermordet. Daraufhin sucht der jüngere Bruder und kraftvolle Unterstützer des Peridikkas namens Alketas Zuflucht und Schutz in der Bergfestung Termessos, was ihm auch von zumeist jüngeren Männern gewährt wird. Als Termessos unter den Druck der Gegner des Peridikkas gerät, soll er an diese ausgeliefert werden. Dem kommt Alketas durch seinen Freitod im Jahr 319 v. Chr. zuvor. Die jüngeren Bewohner von Termessos, die vom Ältestenrat überlistet worden waren, schufen für Ihn ein Grab mit dem Relief eines Reiters.
In der Zeit der häufigen Herrschaftswechsel während der hellenistischen Epoche (infolge der bereits erwähnten Kämpfe der Diadochen) gehörte die Stadt zeitweise zum Einflussbereich der Ptolemäer und der Attaliden von Pergamon, Dennoch konnte die Stadt durch eine kluge und geschmeidige Politik ihre Autonomie durchgängig bewahren, was im Falle des Alketas leider auch ungute/traurige Kompromisse erforderte, Auch unter dem Regime der Römer war die relative Eigenständigkeit der Stadt aufgrund eines Freundschaftsvertrages – geschlossen 189 v. Chr. – mit Rom gegeben. Im dritten mithridatischen Krieg (74 -63 v. Chr.) stand Termessos an der Seite Roms. Die ca. 70 v. Chr. begründete lex Antonia sicherte der Stadt ihre Besitztümer und weiterhin ihre Autonomie als freie Stadt (civitas libera). Termessos gehörte unter der vollendeten Herrschaft Roms in Kleinasien zunächst zur Provinz Lycia et Pamphylia, in der Spätantike zur Provinz Pamphylia. Ihre größte Blüte erlebte die Stadt in der römischen Kaiserzeit des 2./ 3. Jhd. n. Chr., die durch eine intensive Bautätigkeit geprägt war. Über ihre Spezifik als Bergfestung und damit einhergehende Vorgänge hinausgehend, ist keine größere politische Bedeutung der Stadt verzeichnet. Bereits im 4. Jhd. n. Chr. wurde Termessos verlassen und dem Verfall preisgegeben.
Heute sind Ruinen der Befestigungs- und zugleich Verteidigungsanlagen (Stadtmauern), Reste der Agora mit einem Heroon, Zisternen und Tempeln zu sehen. Die Kolonnadenstraße mit ihren Stoen ist in keinem guten Zustand aber durchaus noch als solche wahrnehmbar. Manche nennen es auch Trümmerfeld. Eindrucksvoll sind der Bad-Gymnasion-Komplex, das Bouleuterion/Odeon und das hellenistische, römisch ergänzte Theater mit seinen ca. 4.200 Plätzen vor der Kulisse des Berges Solymos. Die Uneinnehmbarkeit der Stadt kann beim wandernden Aufstieg bis zum Stadtzentrum als leicht beschwerlich nachempfunden werden. Dennoch, dem folgenden Zitat aus „Antike Stätten am Mittelmeer“, S. 623, ist wenig hinzuzufügen: „Die großartige landschaftliche Lage auf 1050 m Höhe in einer schroffen Gebirgswelt geht mit den antiken Ruinen eine reizvolle Verbindung ein.“ Das können allerdings viele antike Orte am Mittelmeer für sich in Anspruch nehmen. Die anliegenden Fotos entstanden auf einer geführten, individuellen Reise im Herbst 2017. Artikel bei Wikipedia zu: TERMESSOS, DIADOCHEN und PERIDIKKAS
Literaturquellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 231,242, 289, 314, 464-466 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 304, / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D.O.A. Klose, S. 623-627 / Antike, Metzler Lexikon, Verlag J: B: Metzler, 2. Auflage, 2006, S. 83, 138 / Griechische Mythologie, Verlag Michalis Toubis Athen, @1995, Sofia Souli, Übersetzung. H. E. Langenfass, S. 108/109 – Bildnachweise; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/Termessos_-_Rock_Tombs.jpg, https://upload. wikimedia.org/ wikipedia/commons /Termessos_Alcetas_grave_3444.jpg
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