CUMAE | KYME

Cumae wurde um 740 v. Chr. durch griechische Kolonisten von der Insel Euböa gegründet, die zuvor seit 770 v. Chr. auf der dem Festland vorgelagerten Insel Ischia gesiedelt hatten. Cumae war damit die erste griechische Tochterstadt (Apoikia) auf dem italienischen Festland als eigenständige Polis. Später gründete Cumae eigene Tochterstädte („Pflanzstädte“): Puteoli (heute: Pozzuoli) und Neapolis (heute: Neapel). Seine Blütezeit erlebte Cumae / Kyme zwischen 700 und 500 v. Chr. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief durch eine ertragreiche Landwirtschaft, Pferdezucht und Metallverarbeitung sowie durch florierenden Seehandel erfolgreich. In den Jahren 524 und 504 v. Chr. wehrte Cumae die Angriffe der Etrusker ab. Im Jahr 474 v. Chr. besiegte Cumae durch die eigene Flotte und im Bündnis mit der Flotte von Syrakus die Etrusker – in der Seeschlacht von Cumae. Damit wurden den Etruskern Grenzen gesetzt und Syrakus gewann die Kontrolle über den Golf von Neapel.

Um 420/21 v. Chr. wurde Cumae von den Samniten, einem expansiv agierenden Volk aus dem Norden, erobert, In der Folge der Besatzung übernahm die Stadt deren Bräuche und Lebensart (oskisch), wodurch sie ihren ursprünglich griechischen Charakter einbüßte. Nach 341 v. Chr., dem Ende des ersten Krieges der Römer gegen die Samniter, gehörte Cumae zum Herrschaftsbereich der römischen Republik. 334 v. Chr. wurde der Stadt das Privileg eines römischen „municipium“ zuteil, womit dem Ort und seinen Bürgen eingeschränkte römische Rechte zugestanden wurden. In der Regel waren die Einwohner damit römische Bürger mit entsprechenden Rechten aber auch Pflichten. 318 wurde die römische Prefektur Cumae-Capua geschaffen. Ab 180 v. Chr. wird Latein zur Amtssprache, womit sicn die Romanisierung in der Region verfestigte. 37 v.Chr. ließ Octavian, der spätere römische Kaiser Augustus, einen großen Flotten-Stützpunkt (Portus Julius) an der Küste Cumae’s errichten, der bis zum 2. Jhd. n. Chr. in Betrieb war. Im weiteren Verlauf der Kaiserzeit veränderte sich die wirtschaftliche Lage und damit die Bedeutung der Stadt. Deren Funktion als Hafenstadt ging im Ergebnis der zunehmenden Verlandung des Hafengebietes an das benachbarte Puteoli über.

Die bis in die Gegenwart andauernde Bekanntheit bzw. Berühmtheit von Cumae ist durch das dort ansässig gewesene Orakel der „Sibylle von Cumae“ begründet. Sie sagte dort angeblich in einer Höhle / Grotte wahr , was nicht eindeutig belegt ist. Zum Raum bzw Sitz des Orakels, also der Wahrsagung, führte ein 131 m langer Gang, mit mehreren Abzweigungen im felsigen Burgberg. Seine ältesten Teile sollen im 6. bzw. 5. Jhd. v. Chr. angelegt worden sein. Das Orakel der Sibylle (oracula Sybillina) soll von einer griechischen Priesterin verkörpert worden sein. Das Orakel kam wohl aus Erythrai nach Cumae (vielleicht auch aus Babylon?). Unter den zehn in der mythologischen Literatur vorkommenden Sibylle-Orakeln soll das in der römischen Mythologie verankerte Orakel von Cumae am bekanntesten gewesen sein. Erst ab dem 6. bzw. 5. Jhd. v. Chr. nahmen die Römer unter dem Einfluss der zu dieser Zeit in Kampanien herrschenden Etrusker den griechischen Götterhimmel in ihre geistige Welt auf, allerdings mit weniger „göttlichem Personal“. Der Götter-Synkretismus der Römer (Interpretatio Romana) war ein wichtiges Moment römischer Geisteshaltung in ihrem Verhältnis zu fremden Kulturen und Religionen. Es sollte sich auch als ein Faktor der Machtentfaltung und –erhaltung des römischen Reiches erweisen.

Auf der Akropolis sind die Reste des Zeus-Tempels aus dem 6. / 5. Jhd, v. Chr, zu sehen. Unterhalb der Akropolis liegt die Ruine eines Apollon-Tempels, ebenfalls aus dem 5. Jhd, v. Chr,, der wohl in der Regierungszeit von Kaiser Augustus (31 v. Chr. – 14 n. Chr.) erneuert wurde. Beide Tempel wurden im 5. Jhd. n. Chr. infolge der Ausbreitung des Christentums jeweils in eine Basilika umgewandelt. Beide Tempelanlagen bzw. Basiliken sind im Zustand „wirklicher“ Ruinen. (Sie sind 500 Jahre älter als römische Denkmale.) Die gezeigten Fotos entstanden auf einer individuell geführten Reise im Frühjahr 2023. Wikipedia Artikel zu: CUMAE/KYME, SIBYLLE VON CUMAE und RÖMISCHE MYTHOLOGIE.

Quellen: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, F. Busse, S. 117-119 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.14-27 / DUMONT Reisehandbuch Süditalien, J. Christoph, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.Auflage 2017, S..141/42 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 320, 404/05, 550, / Römische Geschichte, Kaiserzeit 1 & II, W. Seyfarth, Akademie-Verlag Berlin, 3. Auflage, S. 46-52 / Bildnachweise: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Arco_Felice_(Cumae) _(2018)-6.jpg / https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/ Andrea_del_Castagno_005.jpg /https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d4/Cumae_Temple_of_Jupiter.JPG=de / https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9e/Parco_archeologico_Cuma_31.jpg?uselang=de / https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons / Cumae_lower_city_seen_from_acropolis.JPG=de

 

 

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