ANCYRA | ANKARA
Ankara ist seit 1923 die Hauptstadt der Türkei (Türkische Republik) mit ca. 6 Mio. Einwohnern. Ankara liegt in Zentralanatolien, in der Mitte Kleinasiens in einer Höhe von etwa 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Es herrscht ein trockenes, kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten schneereichen Wintern. Ankara gilt als eine Gründung des Midas (König der Phryger: um 738 – 695 v. Chr.), der in der Gegend einen Anker (Ancyra) gefunden haben soll. Die genaue Herkunft des Namens Ankara ist dennoch nicht geklärt. Schriftliche Erwähnung findet der Ort im 6. bzw. 5. Jhd. v. Chr. als Aufenthalts- und Pferdewechsel-Station an der persischen Königsstraße, die der persische König Dareius I. (522 – 486 v. Chr.) zur Verbesserung der Kommunikation im Riesenreich der Perser errichten ließ. Sie führte von Sardeis in der Westtürkei über Niniveh und Babylon im Irak, teilte sich dort und folgte in einem Zweig dem Verlauf der Seidenstraße, in dem anderen führte sie nach Susa und Persepolis; Regierungssitze der persischen Herrscher (heute: Iran). Die persischen Kuriere sollen den 2.699 Kilometer langen Weg in nur sieben Tagen zurückgelegt haben. Dazu waren „Rastplätze“ wie in Ancyra notwendig. Ancyra war in vorrömischer Zeit eine wohlhabende Siedlung in der antiken Landschaft Phrygien, vom Volk der Phryger bewohnt (ca. 750 – 500 v. Chr.).
Danach herrschten Perser in dem Gebiet. 334. v. Chr. besetzte A. d. G. Ancyra und vertrieb die Perser. Die Zeit der Diadochenherrscher (Nachfolger A. d. G.) war auch für Ancyra eine wechselvolle und unruhige Phase der Entwicklung. Im 3. Jhd. v. Chr. begann die Besiedlung des Gebietes durch Galater, nachdem diese 268 v. Chr. ins Innere Kleinasiens eingefallen waren. 189 v. Chr. wurde Ancyra von den Römern besetzt, blieb aber zunächst unter regionaler Herrschaft der ansässigen Volksstämme. 44 v. Chr. wurde eine einheitliche Herrschaftsform der Galater in der Region – so auch für Ancyra – etabliert. Im Jahr 25 v. Chr. wurde Galatien römische Provinz und Ancyra wurde zu deren Hauptstadt. In dieser Zeit erlebte Ancyra – bereits unter Kaiser Augustus (regierte: 27 v. Chr. – 14 n. Chr.) – eine erneute Glanzzeit. Dabei profitierte sie u. a. von ihrer strategisch günstigen Lage an der, von den Persern geschaffenen, persischen Königsstraße (siehe vorn). Unter den Augustus folgenden Kaisern erlangte Ancyra den Titel „Metropolis von Galatien“. Aufgrund ihrer Anbindung an wichtige Straßenführungen in Kleinasien war Ancyra zuweilen auch Durchreise- oder Aufenthaltsort römischer Kaiser, u. a. Traian, Hadrian, Septimus Severus, Julian. Ancyra war auch von den in Kleinasien vollzogenen Verwaltungs- und Provinzreformen der Kaiserzeit betroffen. Nach der Teilung des Römischen Reiches im Jahr 395 n. Chr. gehörte Ancyra mit Unterbrechungen bis 1073 zum oströmischen bzw. dem späteren byzantinischen Reich. Die byzantinische Etappe war für Ancyra ebenfalls noch eine gute Zeit. Erst die persischen Sasaniden im 6. Jhd. n. Chr. und nachfolgend die wiederkehrenden Überfälle der Araber zwischen 7. und 10. Jhd. n. Chr, brachten allmählich das Ende der guten Stadtentwicklung.
Aus der römischen Epoche ist der Tempel für Roma und Augustus zu sehen, der um 25 v. Chr. erbaut worden sein soll, mit einer als Monumentum Ancyranum bezeichneten Inschrift (Kopie). In der Geschichtsschreibung ist sie mit „res gestae“ tituliert und stellt den Tatenbericht des ersten römischen Kaisers am Ende seines Lebens dar. Der Umgang des Tempels mit 15 x 8 korinthischen Säulen wurde erst 150 n. Chr. angelegt. In die Cella wurde im 6. Jhd. n. Chr. eine Kirche eingebaut, was zu erheblichen Veränderungen am Tempelbau führte, einschl. der Überbauung des heiligen Bezirks am Tempel. Ein weiteres antikes Denkmal ist die 14,50 m hohe Julianssäule mit einem byzantinischen Kapitell. Sie wurde vermutlich aus Anlass des Besuchs von Kaiser Julian (regierte von 355/360 – 363 n. Chr.) in Ancyra als Ausdruck des Kaiserkultes im Jahr 362 n. Chr. aufgestellt und befindet sich in der Nähe des Augustus-Tempels. Zwischen der Julianssäule und dem Zitadellenhügel befindet sich das römische Theater, wahrscheinlich aus dem 2. Jhd. n. Chr. (stark restauriert). Etwas weiter davon entfernt liegen die römischen Thermen des Caracalla (römischer Kaiser von 211 – 217 n. Chr.). Auffallend ist die ca. 70 x 70 m große Palaestra der Thermen, die von Säulenhallen umgeben war. An deren Stelle befinden sich heute Säulenstümpfe und –trommeln sowie Steinplatten mit Inschriften und Ornamenten aus Ancyra, Beeindruckend sind die großflächigen Caldarien (Warmbäder) mit ihren Hypocausten-Heizungsanlagen.
Die Thermen entsprechen mit dem Apodyterium (Umkleideraum), den Caldarien, den Tepidarien (Lauwarmbäder) und Frigidaruim (Kaltbaderaum) – einschließlich Wasserbecken – den Anforderungen eines römischen Bades. Teil der Thermenanlage ist auch der Kaisersaal. Archäologische Funde aus Ancyra und Umgebung befinden sich im Museum für anatolischen Zivilisationen / Kulturen (auch als Archäologisches Museum bekannt). Das Reich der Hethiter, das von ca. 1650 bis etwa 1210 in Kleinasien und den Orient als „Großreich“ existierte, erfährt in diesem Museum mit entsprechenden Ausstellungsobjekten eine eindrucksvolle Widerspiegelung. Auch die phrygische Kultur hat im Museum ihren Platz. Aus der byzantinischen Zeit stammen die Anlagen der Zitadelle auf dem „Burghügel“ sowie Teile der Stadtbefestigung. Die nachfolgend gezeigten Fotos entstanden auf einer Individuell geführten Reise im Frühjahr 2024 und zeigen am Ende Bilder, die in Beziehung zum Gründer der Türkischen Republik im Jahr 1923, Kemal Atatürk stehen. Wikipedia-Beiträge zu: ANCYRA | ANKARA
Quellen: Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 265-2 67, 275, 389, 398-400, 403-405, 434-437, 469-470 / Dumont Reise-Handbuch Türkei, Westtürkei – Zentralanatolien, @ DuMont Reiseverlag, 1. Auflage 2011, H. E. Latzke, S. 396 – 405 / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, D. O. A. Klose, S. 457-459 / Die Römischen Kaise,r Chris Scarre, Lizenzausgabe für Weltbild-Verlag, 1998; S. 222 – 226. / BIldnachweise: https://de.wikipedia.org/wiki/Museum_f%C3%BCr_anatolische_Zivilisationen#/media/Datei:Museum_of_Anatolian_Civilizations001.jpg
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