KARTHAGO | TUNIS 

Die Ruinen der antiken Stadt Karthago liegen an der Mittelmeerküste des heutigen Tunesien. Das Karthago von heute ist ein wohlhabender Vorort von Tunis, der tunesischen Hauptstadt Karthago lag/liegt auf einer östlich von Tunis befindlichen Halbinsel. Das antike Karthago war eine Gründung der phönizischen Seestadt Tyros. Die phönizischen Seestädte Tyros, Sidon und Byblos im heutigen Libanon betrieben einen intensiven Handel an den Küsten des Mittelmeeres und gründeten vor allem im westlichen Mittelmeer und an. der Atlantikküste eine Vielzahl von Stützpunkten, die sich im Verlaufe der Zeit zu Kolonien oder Tochterstädten ihrer „Mütter“ entwickelten, bis hin zur (teilweisen) Unabhängigkeit von diesen, darunter Karthago.

Karthago hatte einen für den Seehandel sehr günstigen Standort; es lag an der Kreuzung der wichtigen Handelsrouten im Mittelmeer, sowohl in Ost-West-Richtung als auch in der Nord-Süd-Richtung, unweit der Großen Syrte vor Libyen. Durch seine Lage konnte es somit den Seehandel im zentralen Mittelmeer kontrollieren. Dies war ein entscheidender Aspekt für die sich über mehrere Jahrhunderte hinweg herausbildende – durch Handel begründete – wirtschaftliche Macht Karthagos. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke gewann die Stadt auch an politischem und militärischem Einfluss. Es vollzog sich die Entwicklung Karthagos von einer Handelsmacht zur Schutzmacht für die vielen phönizischen Handelsplätze, Kolonien und Tochterstädte entlang der Mittelmeerküsten. Die Stadt erlangte eine politische und militärische Führungsrolle, weil sich die phönizischen Gründungen unter den Schutz Karthagos stellten. Die Schutzfunktion Karthagos war nur durch eine zahlenmäßig starke Flotte und einen entsprechenden Militärhafen möglich.

Als das phönizische „Muttergebiet“ (Teile der Levante) 539 v. Chr. von den  Persern erobert wurde, löste sich das karthagische Reich ganz vom Einfluss der Mutterstadt Tyros. Die drei Punischen Kriege gegen das aufstrebende Rom führten letztlich zum Niedergang Karthagos. Im zweiten Punischen Krieg kam es für Rom durch den karthagischen Heerführer Hannibal mit seinen über die Alpen geführten 60.000 Soldaten, 8.000 Reitern und 37 Kriegselefanten zu einer sehr bedrohlichen Situation.

Dennoch gewannen die Römer diesen Krieg und drängten das karthagische Reich auf das nordafrikanische Festland zurück. Ungeachtet dessen gab es in Rom die Sorge vor einem Wiedererstarken Karthagos. Im römischen Senat wurde die Forderung nach der endgültigen Zerstörung Karthagos erhoben, was in dem berühmten Satz von Cato, dem Älteren, seinen schonungslosen Ausdruck fand: “Im Übrigen meine ich, dass Karthago zerstört werden muss“ Am Ende des so entfesselten Dritten Punische Krieges eroberten die römischen Truppen im Jahr 146 v.Chr. Karthago und zerstörten es bis auf die Grundmauern. 50.000 der überlebenden Einwohner ergaben sich und wurden in die Sklaverei verkauft. 

Im Jahr 122 v. Chr. gab es im römischen Senat einen ersten Versuch, Karthago wieder aufzubauen, der allerdings mit dem gewaltsamen Tod seines Urhebers sein Ende fand. Nach einem im Jahr 122 v, Chr. im römischen Senat umstrittenen, vergeblichen Versuch, Karthago wieder aufzubauen, entschloss sich Julius Caesar als ein Ergebnis des Sieges über seinen Widersacher Pompeius im Jahr 46 v. Chr. (Römischer Bürgerkrieg) Karthago wieder erstehen zu lassen. Realisiert wurde der Plan allerdings erst durch Kaiser Augustus im Jahr 29 v. Chr. mit der Ansiedlung von Kriegsveteranen. 

Durch den Handel mit Getreide und Töpferwaren kam das neue Karthago bald wieder zu wirtschaftlicher Kraft. Im 2. Jhd. n. Chr. beherbergte die Stadt etwa 300.000 Einwohner. Karthago büßte ab dem 4. Jhd. n. Chr. seine Machtstellung ein, blieb aber ein wichtiger Getreidelieferant für Rom und eine ansehnliche Metropole. Ab 439 n. Chr. beherrschten die Vandalen Karthago und weite Gebiete Nordafrikas. Karthago wurde die Hauptstadt des Vandalen-Reiches. 533/534 wurde Karthago von Ostrom unter Kaiser Justitian zurückerobert. Ab 647 übernahmen die Araber die Herrschaft in Nordafrika, ab 698 auch über Karthago.

Der Stadtstaat Karthago besaß in seinen starken Zeiten ein großes Reich im westlichen Mittelmeerraum und verfügte über das Potenzial, es zu regieren. Alte phönizische Siedlungs-Gründungen und auch die griechischen Kolonien auf Sizilien behielten ihre Selbstverwaltung. Karthago gewährte auch den eroberten Gebieten relative Autonomie. Vielleicht war das ein Teil des karthagischen Erfolgs in der Weltgeschichte, die es zweifelsohne mitgeschrieben hat.
Seit seinem Entstehen war das karthagische Reich eine absolute Herrschaftsform mit demokratischen Elementen, was vielleicht als Vorbild der Römischen Republik gesehen werden kann. Mit dem Ende der Antike schwand die Bedeutung Karthagos.
Bertolt Brecht fasste das Schicksal Karthagos in die Worte: „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr auffindbar“.

In der Antike war Tunis eine dörfliche Siedlung, etwa 10 km von Karthago entfernt, ohne nennenswerte Bedeutung im karthagischen Reich. Die numidische Stadt Tunes existierte allerdings bereits vor der phönizischen Besiedlung im 8. Jhd. v.Chr. Mit der Datierung 1159 tauchte die Stadt unter der Herrschaft der Almohaden in der Geschichtsschreibung als deren Hauptstadt auf. Das ist ihr Status bis heute. Die Altstadt (Médina) gehört zum UNNESCO-Weltkulturerbe. Das Bardo-Museum in Tunis bildet in herausragender Weise die anfike Zeit in der Region ab. Das heutige Tunis ist die größte Stadt des Landes und hat aktuell ca. 1.056.247 Einwohner. In der Metropolenregion wohnen etwa zwei Millionen Einwohner. Artikel bei Wikipedia zu: KARTHAGO, PUNISCHEKRIEGE und TUNIS

Quellen: Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, B. Tolle, S. 823-826 & 836 837 / Antike, Metzler Lexikon, Verlag J.B. Metzler, 2. Auflage, 2006, S. 387/388/ Tunesien, Deutsche Ausgabe, @ 2005, Dorling Kindersley Verlag GmbH, München, 2006/2007 Aktualisierte Auflage: 2006/2007, Autorenkollektiv, S. 102ff / Bildnachweis Amphitheater Karthago: https://de.wikipedia.org/wiki/Karthago#/media/Datei:Amphitheatre_carthage_2006.jpg