RHODOS (KAMEIROS / LINDOS / RHODOS-STADT)

Rhodos ist mit rund 1.401 Quadratkilometern die viertgrößte Insel Griechenlands und die Hauptinsel der griechischen Inselgruppe Dodekanes in der Südost-Ägäis mit ca. 120.000 Einwohnern, von denen annähernd die Hälfte in Rhodos-Stadt lebt. Die Einwohner heißen Rhodier. Der Buchstabe „h“ im Namen von Rhodos ist eine Hinzufügung in der deutschen Sprache. Rhodos ist 78 km lang und 38 km breit. Bis nach Athen sind es ca. 430 km. Bis zur türkischen Südwestküste (antik: Kleinasien) sind es nur etwa 18 km. In ihrem Inneren ist die Insel von einem Gebirgsrücken durchzogen. Zu den Küsten hin flacht die Landschaft ab. Mit über 3.000 Sonnenstunden im Jahr gehört die Rhodos zu den sonnenreichsten Gebieten in Europa.

Der griechischen Mythologie zufolge soll Rhodos aus dem Meer entstanden sein. Bei der Aufteilung seines göttlichen Reiches soll Zeus dem Sonnengott Helios die Insel zugesprochen haben. Dieser nannte sie Rhodos, nach der schönen Nymphe Rhode, die er später heiratete. Das Paar soll sieben Söhne, der Älteste von ihnen soll drei Söhne gehabt haben. Diese drei gelten in der mythologischen Erzählung als die Gründer der Siedlungen nach ihren Namen Kameiros, Ialysos, Lindos. Rhodos soll spätestens ab 9000 v. Chr, besiedelt gewesen sein. Bedeutende Ansiedlungen entstanden etwa zwischen 2800 – 2000 v. Chr. Bekannt sind die Besiedlungen durch Minoer und später durch Mykener, d. h. Kolonisten der jeweiligen Hochkulturen. Ab dem 11. Jhd. v. Chr. siedelten sich dorische Griechen auf Rhodos an, vielleicht aus der griechischen Argolis. Diese sollen die Städte Lindos, Kameiros und Ialysos (Gebiet der heutigen Stadt Rhodos) gebildet haben. Es waren eigenständige Poleis (Städte). Sie schlossen gemeinsam mit der Insel Kos und einzelnen kleinasiatischen Städten einen Sechs-Städte-Bund (Dorische Hexapolis).Rhodos war zu einem wichtigen Teil der klassisch-griechischen Welt geworden, was sich unter anderem darin ausdrückte, dass die Insel mit neun Schiffen am Krieg der Griechen gegen Troja beteiligt war.

Ab 546 v. Chr. gehörte Rhodos zum persischen Reich. Im Jahr 479/78 v. Chr. befreiten sich die drei rhodischen Städte unter der Führung Athens von der Herrschaft der Perser. Rhodos entwickelte sich mehr und mehr zu einem politischen und militärischen Akteur im östlichen Mittelmeerraum. Die Geschichtsschreibung bezeichnet zuweilen die Jahre 408/07 v. Chr. als Beginn einer neuen Epoche für die Insel: Die drei Städte Ialysos, Kerameikos und Lindos schlossen sich zusammen und gründeten gemeinsam die neue Stadt Rhodos auf dem Gebiet von Ialysos an der Nordspitze der Insel. Der bestehende „Handelsplatz“ entwickelte sich dadurch zur “Handelsmetropole“. Das Herrschaftsgebiet der Rhodier vergrößerte sich durch Besitznahmen auf dem kleinasiatischen Festland. Die weitere Entwicklung von Rhodos war gekennzeichnet durch wiederkehrende Auseinandersetzungen mit den Persern, durch die Mitgliedschaft in unterschiedlichen Bündnissen (mit den griechischen Stadtstaaten Athen, Sparta, Theben), die auch zu inneren Unruhen (Bürgerkrieg) führten sowie durch die Machtkämpfe des persischen Satrapen, Maussolos von Halikarnassos, der über die Region Karien herrschte.

Auch von den Kriegen der Makedonen gegen die Griechen bzw. vom Expansions-streben A. d. G. war Rhodos betroffen. Nach dem Tod A.d.G. erlangte die Insel ihre Unabhängigkeit wieder. Es begann die ebenfalls unruhige, von kriegerischen Auseinandersetzungen durchzogene Zeit der Diadochenreiche mit ihren jeweiligen Herrschern, den Nachfolgern A. d. G. Ein Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen war die Belagerung von Rhodos 305/304 v. Chr, durch den makedonischen Diadochen Antigonos, der zu diesem Zweck um die Stadt die größte Belagerungsanlage der antiken Welt errichten ließ. Dennoch wurde die Belagerung der Stadt abgebrochen. Aus dem Verkauf der Belagerungs-Einrichtungen finanzierte Rhodos den Bau des Kolosses. Es war eines der sieben Weltwunder der Antike mit einer Höhe von über 30 Metern. Bereits im Jahr 227 v. Chr. wurde das Denkmal, das zu Ehren des mythologischen Stadtgründers Helios erbaut worden war, 56 Jahre nach seiner Entstehung, durch ein Erdbeben zerstört. In hellenistischer Zeit erlebte Rhodos seine größte Blüte, im 2. Jhd. v. Chr. war Rhodos eine reiche Insel. Positiv auf die Entwicklung von Rhodos wirkte sich dann die Annäherung an Rom aus, wofür es von diesem mit Ländereien in den kleinasiatischen Regionen Karien und Lykien bedacht wurde. Durch widersprüchliches Agieren seitens Rhodos gegenüber den Römern Jahr 168 v. Chr. verlor es seine vom römischen Senat zugestandenen Privilegien, einschl. der Besitzungen auf dem Festland.

164 v. Chr. büßte Rhodos seine – im Verlaufe seiner Geschichte immer wieder zurückeroberte – Unabhängigkeit ein, weil es eine sehr ungleiche Verbindung mit Rom einging bzw. eingehen musste. Seine Belagerung 88 v. Chr. durch Mithridates (König von Pontos) während seines ersten Krieges gegen Rom und die blutigen Unruhen des römischen Bürgerkrieges 43 v. Chr. belasteten auch Rhodos und seine Bürger sehr. Im Jahr 74 n. Chr. gliederte der römische Kaiser Vespasian (regierte: 69 – 79 n. Chr.) Rhodos endgültig, d. h. rechtlich formal, in das römische Reich ein. Die Insel wurde Teil der römischen Provinz Lycia et Pamphylia (kleinasiatische Festlandsregionen). Rhodos hatte durch seine Philosophen-, Rhetoren- und Bildhauerschule einen guten Namen in der Kulturlandschaft der griechisch-hellenistischen Welt. Die römische Kaiserzeit war für Rhodos trotz aller und Widrigkeiten eine angemessen gute Etappe in seiner Existenz.

Die antike Geschichte von Rhodos ist in weiten Teilen die Geschichte des östlichen Mittelmeerraumes. Das betraf in besonderer Weise die Geschehnisse an den Küsten im südlichen Kleinasiens. Die Machtkämpfe der Herrschenden in der Region aber auch die fortschrittlichen Entwicklungsimpulse standen in einem wechselseitigen Verhältnis. Einerseits war die Insel eine Betroffene der fortwährenden Machtkämpfe, andererseits selbst Agierende bzw. Akteur(in) in den Auseinandersetzungen den jeweils Herrschenden. Die geringe Entfernung zwischen dem kleinasiatischen Festland und der Insel Rhodos war hierfür sicher ein wichtiges Moment (vgl. hier Literaturangabe: „Geschichte Kleinasiens in der Antike“ – siehe unten Quellennachweis). Ab 395 n. Chr. gehörte Rhodos mit kurzeitigen Unterbrechungen bis 1309 zum oströmischen Reich, später als byzantinisches Reich bezeichnet. Danach folgten Phasen der Plünderung der Insel durch eindringende Kräfte, u. a. Araber, nicht zuletzt auch durch die Kreuzritter. Ab etwa 1306 begannen die Ritter des christlichen Ordens Sankt Johannes (Johanniter-Orden) durch die Unterstützung des Papstes mit der Besetzung der Insel. 1522 wurde die Insel von den Osmanen erobert und bis 1912 von ihnen beherrscht. Seit 1947 gehört die Insel Rhodos zu Griechenland. Die nachfolgenden Bilder zeigen antike Denkmale der Orte Kerameikos, Lindos und Rhodos-Stadt in unterschiedlichem Erhaltungszustand, was in ihrem jeweiligen Alter begründet ist. Besonders in Rhodos-Stadt ist vieles im Verlaufe der Jahre infolge sich ändernder Verhältnisse überbaut worden. Die Fotos entstanden auf Familien-Reisen in den Jahren 2016 und 2023.

KAMEIROS

Kameiros (oder Kamiros) war neben Ialysos und Lindos eine der drei Städte des antiken Rhodos (dieser Ordner, Datei Rhodos). Ihre Geschichte ist im Wesentlichen eingebettet in die der Insel Rhodos insgesamt. Hier werden hier nur die Spezifika des antiken Ortes benannt: Die Ausgrabungsstätte Kameiros lässt eine weiträumige Ansiedlung erkennen. Nach dem Erdbeben von 227 v. Chr. wurde Kameiros als hellenistische Stadtanlage nach hippodamischem Muster (siehe Hippodamus von Milet) wiederaufgebaut. Nach einem erneuten Beben im Jahr 139 n. Chr. war der Wiederaufbau wohl nicht mehr vollständig. Kameiros hatte keine Befestigungsanlage (Stadtmauer o. Ä.).

Nach dem gegenwärtigen Eingang öffnet sich ein großer Platz, vielleicht die antike Agora. Dort steht die Ruine eines dorischen Doppel-Anten-Tempels. Neben dem Platz liegt hinter einer Mauer ein Hof mit einer Brunnenanlage. Östlich der Agora lag ein zweigeteiltes Heiligtum mit mehreren Altären für verschiedene Gottheiten. Eine gut erhaltene Straße führt zur Akropolis. Sie durchquert ein mit Peristyhäusern.(Wohnhäuser) bebautes, relativ großes Gebiet. Die Ruinen auf der Akropolis sind nicht mehr gut erhalten: die Reste einer Stoa, einer Zisterne und es Ringhallentempels der Athena. Von der Akropolis eröffnet sich ein weiter Blick auf die antike Stätte und ihre Dimension in der Fläche. Dabei sind die relativ gut erhaltenen Bauten der Wohn-und Geschäftsbesiedlung (mehr als nur die Fundamente der Gebäude) beeindruckend. Eiines der Peistylhäuser wurde mit Hilfe von Stützen in Teilen rekonstruiert.

LINDOS

Lindos war neben Ialysos und Kameiros eine der drei Städte des antiken Rhodos (dieser Ordner, Datei Rhodos). Ihre Geschichte ist im Wesentlichen eingebettet in die der Insel Rhodos insgesamt. Hier werden nur die Spezifika des antiken Ortes benannt: Lindos hatte aufgrund seiner Lage mit zwei natürlichen Häfen gute Voraussetzungen für eine zeitweise prosperierende wirtschaftliche Entwicklung. Der weithin sichtbare, freistehende Akropolis-Felsen (Zitadelle) mit seiner byzantinischen Festungsmauer (von den Johannitern erweitert) ist beeindruckend, allerdings auch der Aufstieg zum Akropolis-Plateau. Auf der Akropolis befinden sich heute die nachgenannten Ruinen: römischer Podiumstempel zur Ausübung des Kaiserkultes unterhalb des Tempelhofes, eine Stoa, die Propyläen mit Flügelbauten, der Altarhof, eine römische Säulenhalle (kaum sichtbar) und der Tempel der Athena, Die gut erhaltenen Treppenanlagen vervollständigen das Bild von der Akropolis. Beim Aufstieg auf das Akropolis-Plateau liegt in den Felghauen eine Exedra neben einem Felsrelief (Schiffsdenkmal) . Gegenüber dem Akropolis-felsen befindet sich ein Felsenkammergrab. Am westlichen Hang des Akropolis-Hügels liegt die Ruine des antiken Theaters nach klassisch-griechischer Art mit 27 Sitzreihen. Der Erhaltungszustand ist nicht gut. Der Überlieferung nach soll der Apostel Paulus auch Rhodos besucht haben.

STADT RHODOS

Die Stadt Rhodos wurde 408/407 v. Chr, infolge des Zusammenschlusses der drei Poleis Ialysos, Kameiros und Lindos als gemeinsame Hauptstadt Rhodos gegründet. Die Geschichte der Stadt nach ihrer Gründung ist im Wesentlichen eingebettet in die der Insel Rhodos insgesamt (dieser Ordner, Datei Rhodos). An dieser Stelle werden nur die Spezifika des antiken Ortes benannt. Etwa drei Kilometer vom Zentrum der modernen Stadt Rhodos entfernt liegt auf dem Berg Agios Stefanos (Monte Smith Hill) die Akropolis des antiken Rhodos mit den Ruinen des Apollon-Tempels, der seit Jahren leider eingerüstet ist. Zum Areal der Akropolis (Akropolis-Park), das heute einer schönen, weiträumigen Parkanlage gleicht, gehören ein Odeon sowie ein großes, griechisch-hellenistisches Stadion. Zu den antiken Denkmalen von Rhodos-Stadt gehören auch die Ruinen eines Nymphäums, eines Höhlenheiligtums, eines Palastes sowie die Ruinen des Zeus-Tempels. In der Nähe der Häfen befinden sich die (spärlichen) Reste des Aphrodite-Tempels. Bei den letztgenannten Denkmalen sind die 2000 Jahre ihrer Existenz nicht ohne Spuren geblieben. Rhodos galt über Jahrhunderte hinweg als Zentrum der Wissenschaft, der Bildung und der Kultur. Es wird angenommen, dass aus der rhodischen Bildhauerschule die weltbekannten Skulpturen der Antike, die „Nike von Samothrake“ (um 190 v. Chr.) und die „Laokoon Gruppe“ (1. Jhd. v. Chr.), hervorgegangen sind.

Wikipedia Beiträge zu: RHODOS, RHODOS-STADT, KAMEIROS und LINDOS

Quellen: Baedecker, Allianz Reiseführer Griechenland, 9. Auflage 1997, S. 453-460, (Autorenkollektiv, B. Abend,et..al.) DUMONT direkt, Rhodos, Dumont Reiseverlag (Otfildern), 3.aktualisierte Auflage 2015, H. E. Latzke,..ab S. 6 (mit Auslassungen einzelner Seiten) / Antike Stätten am Mittelmeer, Metzler Lexikon, Verlag J. B. Metzler, 1999, St. Brenne, S. 236-360 / Die Römischen Kaiser, Chris Scarre, Lizenzausgabe für Welrbild-Verlag, 1998; S.64f../ Griechische Mythologie, Verlag Michalis Toubis S. A., Athen, @1995, Sofia Souli, Übersetzung. H. E. Langenfass, S. 54 / Metzler Lexikon Antike, Verlag J. B. Metzler, 2. Auflage (Hrsg.: K. Broderson, B. Zimmerman), S. 390 / Römische Geschichte, Kaiserzeit 1 & II, W. Seyfarth, Akademie-Verlag Berlin, 3. Auflage, S. 72, 148, 205 / Geschichte Kleinasiens in der Antike, @ Verlag C. H. Beck oHG München, 2. durchgesehene Auflage 2010, Chr. Marek (P. Frei), S. 161, 194,200, 228-230, 244, 278-280, 283- 285, 294, 297/98, 338, 345, 350, 379, 414, 600, 605, 615, Bildnachweis https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Temple_of_Apollo,_Rhodes_03.jpg

 

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